Augia Konzerte - Schola Gregoriana Ratisbonensis
Veranstaltungsdetails
Hermann von Reichenau (1013-1054), Historia Sancti Wolfgangi Episcopi Ratisbonensis
und gregorianische Gesänge aus der Gründungszeit des Klosters Reichenau
Hermann von Reichenau war ein Universalgelehrter, der als Mönch auf der Reichenau lebte und arbeitete. Er war in der Mathematik, der Astronomie, der Geschichte und der Musiktheorie beschlagen. Zudem komponierte und dichtete er liturgische Gesänge. Dazu zählt auch die Historia Sancti Wolfgangi Episcopi Ratisbonensis, also die Geschichte des heiligen Bischofs Wolfgang von Regensburg (geb. um 924), der als Zehnjähriger selber die Klosterschule Reichenau besucht hatte. „Der Anlass, für den Hermannus die Historia Sancti Wolfgangi komponierte, war ohne Zweifel die Heiligsprechung Wolfgangs durch Papst Leo IX. (Bruno von Egisheim) im Jahre 1052, zwei Jahre vor Hermannus‘ Tod.“ (David Hiley)
Das Besondere an den „Historiae“ genannten Kompositionen ist, dass sie das Leben eines Heiligen in die Form von Antiphonen, Lektionen, Responsorien und Hymnen des Offiziums, also des Stundengebets, gießen. So kommen, über das gesamte (Tag- und Nacht-)Offizium verteilt, historische wie legendäre Stationen seines Lebens zum Klingen und werden zum Gegenstand der Betrachtung.
Zum Teil werden die Gesänge auch als Gebete formuliert, so etwa im Responsorium Das herrliche Sterben unseres allerseligsten Vaters, in dem Gott gebeten wird, auf die Fürsprache des heiligen Bischofs Wolfgang hin, auf „uns“ zu schauen.
Im Jahr 2024 feiert die Reichenau ihre Klostergründung durch den Hl. Pirmin vor 1300 Jahren, zugleich wird auch des 1100. Geburtstags des Hl. Wolfgang gedacht. Anlass genug, dass zu diesem doppelten Jubiläum die Regensburger Schola die Gesänge, die Hermann zur Heiligsprechung Wolfgangs in Regensburg durch Papst Leo IX. komponiert hat, nun auch dort singt, wo der Komponist sie geschaffen hat, auf der Reichenau.
In das erste Jahrhundert nach der Klostergründung fällt auch die Zeit der Entstehung des Gregorianischen Chorals, genauer gesagt seines fränkisch-karolingischen Kernrepertoires (ca. 750-820). Daher sind diese Gesänge mit den Anfängen der Reichenau – wie auch des benachbarten Klosters St. Gallen – aufs engste verbunden. Dort, in St. Gallen, haben sich einige der wertvollsten und ältesten Neumenhandschriften mit der musikalischen Notation dieser Gesänge bis heute erhalten. Sie bieten die Grundlage der Interpretation der gregorianischen Gesänge, die die Schola den Kompositionen von Hermann von Reichenau zur Seite stellt.
Die Auswahl dieser gregorianischen Gesänge wird bestimmt von den „Inselheiligen“ der Reichenau: St. Maria, St. Markus, St. Georg, St. Petrus und St. Paulus. Sie stammen aus den jeweils für den entsprechenden Heiligengedenktag vorgesehenen Messgesängen. So klingt mit den Gesängen zu den Festen der Heiligen, denen die heute noch auf der Reichenau bestehenden Kirchen geweiht sind, zugleich die Frühzeit des Klosters vor ca. 1200 Jahren an.
Christoph Hönerlage
Die Schola Gregoriana Ratisbonensis wurde 2019 von Christoph Hönerlage gegründet und setzt sich aus Absolventen der Hochschule für kath. Kirchenmusik und Musikpädagogik zusammen. Sie hat sich auf die Interpretation des Gregorianischen Chorals spezialisiert. Grundlage der Interpretation sind die ältesten Neumenhandschriften aus dem 10. Jahrhundert. Dabei stützt sich die Schola insbesondere auf die Erkenntnisse der Gregorianischen Semiologie, der Liturgiewissenschaft und der patristischen Bibelexegese. Ziel ist es, die von den Schöpfern dieser Gesänge intendierte Botschaft des Glaubens, die sich im Wort-Ton-Verhältnis abbildet, für heutige Sänger und Hörer zu erschließen.
Darüber hinaus widmet sich die Schola auch dem reichen Repertoire an liturgischen Gesängen des Regensburger Klosters St. Emmeram, insbesondere den Offizien/Historiae der „Regensburger“ Heiligen St. Wolfgang, St. Emmeram, St. Erhard und St. Dionysius.
Dr. phil. Christoph Hönerlage, Dipl.-Theol., Dipl.-Musiklehrer, Kirchenmusiker (A), ist Professor für Gregorianik/Liturgiegesang an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM) Regensburg. Dort vertritt er den Fachbereich in den Bachelor- und Masterstudiengängen Kirchenmusik. Darüber hinaus ist er verantwortlich für den neu eingerichteten Masterstudiengang Gregorianik/Liturgiegesang (Master of Music).
Hönerlage ist gewähltes Mitglied sowohl im Vorstand der deutschsprachigen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Studien des Gregorianischen Chorals (AISCGre), als auch in deren internationalem Vorstand (Consiglio Direttivo). Er ist europaweit als Dozent bei Choralkursen tätig, wirkt bei CD-Produktionen mit und publiziert im Bereich Gregorianik/Liturgiegesang. Hönerlage ist Gründer und Leiter der Frauenschola Exsulta Sion und der Schola Gregoriana Ratisbonensis.
Simon Rager (*2000) erhielt seinen ersten Instrumentalunterricht im Alter von 4 Jahren im Fach Akkordeon. Er besuchte die Grundschule der Regensburger Domspatzen, an der er auch das Klavierspiel im Alter von 6 Jahren erlernte. Seit 2011 war er am Musikgymnasium der Domspatzen (Abiturjahrgang 2019), auf dem er im Alter von 11 Jahren den ersten Orgelunterricht erhielt. Seit 2014 ist der Regensburger Domorganist Franz-Josef Stoiber sein Orgellehrer. Im Jahr 2016 wurde er an der Hochschule für kath. Kirchenmusik und Musikpädagogik als Jungstudent aufgenommen und studiert dort Konzertfach Orgel und seit 2020 zusätzlich auch Kirchenmusik. Im Jahr 2022 erhielt er zusätzlich Improvisationsunterricht bei Prof. Wolfgang Seifen und nahm bereits an einigen Meisterkursen (u.a. Escaich, de Vries, Maillé, Ericsson, Mossakowski, Cassan und Planyavsky) teil. Er gewann im Rahmen von ,,Jugend musiziert“ mehrere Bundespreise im Fach Orgel-Solo sowie 2017 einen Sonderpreis in der bundesweiten Ausschreibung ,,Wespe“ im Fach Orgelimprovisation. 2022 erreichte er zweite Preise bei Orgelimprovisationswettbewerben in Köln und in Schwäbisch-Gmünd. Seit Dezember 2023 ist er Kirchenmusiker und Assistent des Dommusikdirektors am Dom in Freising.