Interview: Die Zukunft des Bodensee-Tourismus

Eric Thiel, Geschäftsführer der MTK, gibt einen Ausblick auf das touristische Jahr 2021 und verrät, wie das Reisen an den Westlichen Bodensee zukünftig aussehen kann.

Konstanz-MTK-Mitarbeiter-Thiel-01_Copyright_MTK-Ulrike-Sommer

Welche Potenziale im Tourismus identifizieren Sie für 2021?
Der spontane Inlands-Tourismus bietet auch in diesem Jahr enorme Chancen. Die Erreichbarkeit mit dem eigenen PKW, Wohnmobil oder Caravan, mit dem Rad und auch mit der Bahn wird geschätzt. Sauberes Trinkwasser in Hülle und Fülle, klare Luft, qualitativ gute Produkte aus der Region, noch wenig bekannte Gegenden nahe dem Bodensee - wie der Hegau - und kleine dörfliche Strukturen mit natürlicher Geborgenheit und viel intakter Natur – das wird gesucht. Und die Bereiche Erholen und Arbeiten werden – dank Digitalisierung – weiter verschmelzen… Der Anteil der Kurzurlauber, z.B. Wohnmobilisten, wird entsprechend zunehmen und verlängerte Wochenenden hier in der Region verbringen.

 

Die Zuversicht wächst. Wie können im regionalen Ökosystem die einzelnen Akteure von Hotellerie, Gaststätten bis zu Veranstaltern die erwarteten Lockerungen wirtschaftlich nutzen?
Durch gemeinsames Handeln. Beispielsweise sich jetzt zusammensetzen und gemeinsame Produkte und Projekte auf den Weg bringen. Oder vorhandenen Netzwerken beitreten, z.B. „Gutes vom See“, Bodenseegärten etc. Es werden zudem all diejenigen profitieren, die digital optimal sichtbar und buchbar sind.

 

Als Marketingchef für Konstanz und die REGIO stehen Sie für die Region ein. Dabei ist es Ihnen ein besonderes Anliegen Tourismus niemals losgelöst von den Einheimischen zu betrachten. Warum?
Bereits seit mehreren Jahren entwickeln wir alle Produkte sowohl für Einheimische wie auch für Gäste. Dies hat mehrere Vorteile: Einerseits möchten unsere Gäste authentische Erlebnisse und Produkte. Gerne lernen sie dabei Einheimische kennen und tauschen sich mit ihnen aus; oft entstehen Freundschaften – und diese bleiben in der Regel lange bestehen. Tourismus schafft auch Freizeitinfrastruktur, Produkte und Dienstleistungen, die es ohne Gäste nicht geben würde, z.B. die Insel Mainau, die Schifffahrt, Thermen, Wanderwege, Strandbäder, Kulturveranstaltungen etc. Ohne Gäste würde es viele Gasthäuser, Restaurants, Events und auch Geschäfte nicht mehr geben. Dieses größere Angebot wiederum erhöht die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger.

 

Massentourismus ist ökologisch ein Problem geworden. Eine Studie des Bayrischen Zentrums für Tourismus aus dem Mai vergangenen Jahres besagt, dass beim Reisen zukünftig mehr auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet wird. Sind Öko- bzw. Sanfter Tourismus die Trends der nächsten Jahre?
Ja – und die Region, insbesondere am westlichen Bodensee, ist dafür prädestiniert. Die Natur ist hier intakt, auf ihre Erhaltung und Pflege wird kontinuierlich geachtet und mit Ressourcen schonend umgegangen. Zudem implementieren wir ökologische Projekte, wo immer wir können, derzeit z.B. bei der Sanierung des Campingplatzes Litzelstetten-Mainau zu einem neuen Eco-Camping.

 

Stichwort: authentisches Naturerlebnis. Wie können Unternehmen in der Region Bodensee die Nachfrage nach Nachhaltigkeit beim Reisen strategisch nutzen?
Einfach das Sinnvolle mit dem Nützlichen kombinieren, z.B. durch Aufnahme von sanften Rad- und Wanderangeboten in das eigene Angebot. Oder durch das Umstellen auf regionale Produkte z.B. beim Frühstück, der Speise- und Getränkekarte etc. Und dies natürlich in die Kommunikation mit aufnehmen. Da unterstützen und beraten wir gerne.

 

Die Tourismusbranche wird oft als Content-Goldgrube bezeichnet. Auch Sie setzen mit der MTK und mit REGIO auf inhaltsgetriebenes Marketing mit starken Bildwelten und Emotionen. Ist Storytelling für Tourismus der perfekte Fit?
Storytelling ist ein Baustein im gesamten Marketingmix – und ein wichtiger dazu. Am Anfang gab es von verschieden Seiten dazu einige Bedenken, dass uns nach wenigen Jahren die Geschichten ausgehen könnten. Heute können wir sagen: Es gibt in dieser Stadt und dieser Region unendlich viele und geniale Geschichten. Sie liegen regelrecht auf der Straße bzw. auf und im Wasser – oder auf, am oder im Vulkan (lacht). Diese Region ist nahezu unbeschadet durch die Krisen der letzten Jahrhunderte gekommen. Damit bietet die Geschichte, das gelebte Brauchtum, die Natur aber auch die wirtschaftliche Dynamik grenzenlose Möglichkeiten.

 

Hinweis: Es handelt sich hierbei um einen Ausschnitt. Das vollständige Interview mit Eric Thiel ist in Kürze bei Südkurier alpha zu lesen.

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