Kann man 2+2=5 tolerieren? Wenn nein, warum nicht? (Vortragsreihe "Toleranz: Ein Gebot und seine Grenzen")
Kostenfrei
Vortragsreihe "Toleranz: ein Gebot und seine Grenzen" an der Hochschule Konstanz
Die Vortragsreihe wendet sich ausdrücklich an ein Publikum ohne Vorkenntnisse in Philosophie, Ideen- oder Kulturgeschich -te, hat also einführenden Charakter.
Veranstaltungsdetails
Gemeinhin gilt 2+2=4 als Tatsache, und wer dies leugnet, gilt als Fall für die Psychiatrie. In einem triadischen Zahlensystem, also mit nur den Ziffern 0, 1 und 2, ist jedoch 2+2=1, Übertrag 1. Es kommt also auf das Zahlensystem an.
Geht man von den Ergebnissen der Mathematik weg, die man für eine reine menschliche Erfindung halten kann oder nicht, so ist man schnell bei der Wissenschaft und dem, was sie als Tatsache behauptet. Dann lautet die Frage so: Kann man Behauptung in der Wissenschaft wie im richtigen Leben tolerieren, die offenkundig falsch sind? Ist es vernünftig, Beobachtungen – die wissenschaftlichen Behauptungen (Naturgesetze, Berechnungen, Hypothesen etc.) widersprechen – und unlogische Schlüsse zu tolerieren, und muss man wirklich jeden Unsinn ernstnehmen, bevor wir alles nachgeprüft und widerlegt haben?
Die Antwort ist »Nein«, weil die Wissenschaft unendlich und das Leben endlich ist. Also müssen wir begriffsorientiert und mit Plausibilitätsargumenten pseudowissenschaftlichen und verschwörungstheoretischen Erzählungen entgegentreten. Wer sich nicht an die logischen Spielregeln hält, mit dem kann man sowieso nicht diskutieren. Die Begrenzung der Toleranz in diesen Fällen ist ein Schutz vor der Flut von Unsinn, mit der uns die »social media« überschütten. Das beste Heilmittel hierfür ist eine gute Bildung und Ausbildung, die die Urteilskraft stärkt.
Referent:
Klaus Kornwachs (geb. 1947) studierte Physik, Mathematik und Philosophie. Bis 1992 am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, Stuttgart. 1991 Forschungspreis der Alcatel SEL-Stiftung für Technische Kommunikation. Von 1992 bis 2011 Lehrstuhl für Technikphilosophie an der BTU Cottbus.
Gastprofessuren und Fellowships in Wien, Budapest, Stuttgart, Dalian und Stellenbosch, ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften (acatech), seit 1990 Honorar professor der Universität Ulm, seit 2013 Honorary Professor am Intelligent Urbanization Co-Creation Center an der Tongji University, Shanghai. Er ist Herausgeber und Autor zahlreicher Veröffentlichungen. Zuletzt erschienen: »Gehäus und Gestell« (Münster 2022) und »KI und die Disruption der Arbeit. Tätig jenseits von Job und Routine« (München 2023).