30 Jahre Imperia
Imposant, umstritten, berühmt

18 Tonnen schwer, 9 Meter hoch, 30 Jahre jung: Die Hafenfigur Imperia des bekannten Bodensee-Künstlers Peter Lenk sorgt seit ihrer Enthüllung am 24. April 1993 für reichlich Diskussionsstoff – und ist eines der beliebtesten Konstanzer Fotomotive. 
2023 feierte sie ihren 30. Geburtstag.

Einleitung

Die Skulptur, die auf Initiative des Fremdenverkehrsvereins Konstanz e.V. (jetzt: KonTour Konstanz Tourismusförderverein e.V.) geschaffen und später an die Tourist-Information Konstanz GmbH (jetzt: MTK) übergeben wurde, löste heftige Diskussionen in der Öffentlichkeit aus; die Medien berichteten rund um den Globus darüber.

Eine alles überragende weibliche Figur, die zwei zwergenhafte Männlein, Kaiser und Papst, auf ihren hochgestreckten Händen hält – das gefiel nicht allen. Die Bekleidung deutet auf eine Kurtisane, ihr schellengekrönter Haarschmuck auf eine Hofnärrin hin. Das Ensemble veranschaulicht die Zustände während des Konstanzer Konzils, mehr noch die Mätressenherrschaft, bei der oftmals die weltlichen und geistlichen Herrscher zum Spielball der libidinösen Triebe wurden.

 

Aufgestellt wurde die Figur im Hafen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, transportiert von einer Fähre aus Friedrichshafen. Nach der Enthüllungsfeier wurde klar: Die Imperia ist kein entstelltes „Weib“, sondern eine wohlgeformte Figur mit satirischer Spitze. Nach einer Weile legten sich auch die Gemüter. Heute ist sie Besuchermagnet und eines der beliebtesten Touristenziele in der größten Stadt der Vierländerregion Bodensee: Von sechs Millionen Tagesbesuchern pro Jahr besuchen 1,6 Millionen die Imperia.

Flyer
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Videoimpressionen

Best of Imperia / © Achim Mende
30 Jahre Imperia! Ausserirdisch schön! / © Achim Mende MTK
Bildergalerie

Die Enthüllung der IMPERIA, Frühjahr 1993

Interessante Fakten

Spannende Fakten, Rezeption & Historie

Wissenswertes

  • Die Imperia war ein Projekt vom Fremdenverkehrsverein und den Bodenseeschiffsbetrieben der Bundesbahn.
  • Der Aufbau dauerte 2 Wochen.
  • Sie ist 18 Tonnen schwer.
  • Sie besteht aus 8 Teilen aus Stein-/Betonguss, befindet sich auf einem stählernen Drehgestell und sollte nach dem Aufbau in Bronze gegossen werden. Das Innere der Statue ist hohl und wie ein Betonschacht begehbar.
  • Die Enthüllung erfolgte im Rahmen der internationalen Flottensternfahrt. Verbunden mit der Aktion war ein dreitägiges Hafenfest vom 23. bis 25. April 1993.
  • 2400 Gäste kamen per Schiff zur Imperiaenthüllung. Die Statue wurde von zwei Sport-Studenten enthüllt, untermalt von Händels ‚Wassermusik‘.
  • Die Post fertigte zu diesem Ereignis extra einen Sonderstempel an.
  • Peter Lenk nannte seine Werk selbst zunächst „Constantia“, bzw. „Constanzia“
  • Nach Lenks Interpretation soll es sich bei den Tattergreisen nicht um die Darstellung der historischen Figuren König Sigismund und Papst Martin V. aus der Konzilzeit handeln, sondern um Gaukler, die sich mit den Insignien der weltlichen und geistlichen Macht schmücken.
  • Peter Lenk hatte nicht im Detail verraten, was er aufstellen wollte. – Dies war möglich, weil die Statue auf dem Gelände der Bundesbahn aufgestellt wurde und so außerhalb des Wirkungsbereiches des Gemeinderates war. Es war demnach „bestgehütetes Konstanzer Geheimnis.“
  • Lenk berief sich auf die künstlerische Freiheit und bot an, bei Nichtgefallen die Figur wieder abzubauen. Bereits vier Jahre zuvor schuf der Künstler allerdings in Konstanz einen Brunnen (Lenk-Brunnen an der Laube), die Auftraggeber wussten also um den Stil des Künstlers.
  • Nach Wünschen der Stadt hätte es eine Dame, links mit Weinkrug, rechts mit Glas oder alternativ eine Fischerin werden sollen – dies lehnte Lenk aber ab.

Rezeption

  • Die Meinung war gespalten, die Statue von Anfang an umstritten. Eine Mehrheit war durchaus aufgeschlossen und fand die Figur schön und passend. Eine nicht kleine Minderheit, vor allem Konservative, Katholiken, aber auch die Freie Grüne Liste, lehnten die Figur schon im Vorfeld ab.
  • Bodenseeschiffsbetriebe und Fremdenverkehrsverein setzten in einem Abkommen fest, dass die Öffentlichkeit über das Gelingen des Projekts entscheiden solle. Die Imperia sollte deshalb zunächst nur zwei Jahre stehen.
  • Nach vier Wochen Probeaufstellung wurde durch das Denkmalamt entschieden, ob die Figur die Stadtsilhouette störe.
  • Doch die Öffentlichkeit setzte sich durch: Sowohl Denkmalamt, als auch die Ergebnisse der Bürgerbefragungen sprachen für die Imperia.
  • Mit der Zeit änderte sich die Sicht vieler auf die Figur, die allermeisten Konstanzer, selbst jene, die die Statue vorher abgelehnt hatten, haben sie nun ins Herz geschlossen.

Fun Facts

  • Auszug aus der Rede von Helmut Faßnacht bei der Imperia-Enthüllung: „Das schöne Weib Constantia, steht nun in voller Größe da. Versteckt noch unter einer Hülle, doch ahnt man schon die ganze Fülle. Vielleicht wird’s riesengroß und lang, mit sechzig Meter Brustumfang. Es hängt, so glaubt man auch seit heut, an jedem Busen ein Geläut und jeden Morgen für die Meuten gibt es das "‚Hafen-Sex-Uhr-Läuten' ".
  • Es kam die Frage von Medienvertreten, ob die Imperia von einem Affenkopf gekrönt würde. Auch die Vermutung, es solle sich bei der Hafenfigur um ein überdimensioniertes Erdferkel handeln, wurde geäußert.
  • „Lenks Dame wartet in einer Halle bei Stuttgart auf ihren großen Auftritt. Das hat dazu geführt, daß eifrige Fotografen zu nächtlicher Stunde irrtümlicherweise seine 15 Meter hohen Zentauren im Garten ablichteten.“
  • Lenk brachte bei der Sitzung von Gestaltungsbeirat und Kulturausschuss im März 1993 den 1,20 hohen Imperiakopf mit.
  • Er plante außerdem, den stählernen Drehsockel der Imperia hinter einem Arrangement von Figuren zu verstecken. Darunter ein Löwe und ein bebrillter Armor, der auf Stadt und Konzil zielen sollte.
  • 2011 war die Statue durch einen Blitzeinschlag beschädigt worden und drehte der Stadt daraufhin mehrere Tage den Hintern zu.
  • 2010 veröffentlichte der Südkurier einen Artikel am 1. April, in dem er den Verkauf der Imperia an einen russischen Öl-Milliardär verkündete. Daraufhin sollte der alte Gittermast wieder auf den Pegelturm ziehen, aber mit einem Signalmast, in Erinnerung an den alten Leuchtturm. Das Angebot bewege sich zwischen 13 und 16 Millionen. Eines Tages sollte die Imperia dann das Scheichtum Dubai zieren.
  • Imperia schaffte es im November 2003 in das beliebte Männermagazin ‚Playboy‘.
  • Die Tourist-Info bewarb die Imperia 1997 mit dem Slogan „Wir geizen nicht mit Reizen".

Imperia-Karikatur 1997

Auch damals schon wurde die neue Imperia humoristisch bearbeitet. Ob in Gedichten, Reden oder mit dieser Karikatur...

 

 

 

© www.pragmadesign.de, Illustration: Ralf Staiger

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Historie

„Jedes Jahrhundert darf seine Spuren hinterlassen“.

  • Die Stadt plante schon seit Mitte des 19. Jh. eine Hafeneinfahrtsfigur aufzustellen. Vorbild – was die Bekanntheit anging – war die Hafeneinfahrtsfigur des bayrischen Löwen in Lindau (aufgestellt 1856), denn man wollte Konstanz von der Seeseite her attraktiver machen und das verrostete Stahlgerüst durch ein Kunstwerk ersetzen.
  • Sie stellt einen literarischen Bezug zu den Erzählungen des französischen Romanciers Honoré de Balzac (1799-1850) über die italienische Kurtisane „Schöne Imperia“ zu Zeiten des Konstanzer Konzils (1414-1418) her – auch, wenn die echte Römerin zwischen 1455 und 1511 gelebt haben soll, wie der Literaturhistoriker Prof. Dr. Helmut Weidhase inzwischen feststellte.

 

Tipp: Weitere spannende Informationen und Anekdoten rund um die Imperia gibt es bei der Imperia-Stadtführung zum Jubiläum und der Führung Imperia – ein erotischer Mythos, der begeistert.

Einladungskarte
Die Original Festkarte zur Enthüllung im April 1993

Die Original-Festkarte zur Enthüllung im April 1993

... mit dem eigens entworfenen Stempel der Bundespost

 

... mit dem eigens entworfenen Stempel der Bundespost

Galerie-Aquarell
Galerie

Best-of Imperia

Erinnerungen

Konstanzer Erinnerungen 

Fähr-Matrose Ingo Obermann 

Ich war vor 30 Jahren so wie heute noch bei der Bodenseeschifffahrt angestellt.
Die Motorfähre Friedrichshafen wurde zwei Nächte lang von Friedrichshafen mit einem Autokran beladen zum Aufbau der Imperia nach Konstanz geschickt.
Ich war in den zwei Nächten Matrose auf der Fähre.
Der diensthabende Schiffsführer so wie der Steuermann haben wären des Aufbaus Bilder sowie Filme gemacht.

Konstruktionstechniker Michael Schenk

Ich arbeitete als Konstruktionstechniker und Gruppenleiter bei FIBRO Rundtische in Weinsberg. Im Jahre 1992 bekamen wir die Anfrage, ob wir einen Antrieb für eine Skulptur konstruieren und bauen könnten. Mein Chef, Heinz Maier, und ich waren sehr schnell von dem Projekt begeistert. Uns war es eine Ehre, an diesem Projekt mitzuarbeiten. Anfang 1993 lieferten wir die Konstruktion an den Fremdenverkehrsverein Konstanz. Sehr gerne habe ich an der Einweihungsfeier teilgenommen und durfte dabei Peter Lenk und seine Familie kennenlernen. Von der Einweihung habe ich viele Fotos gemacht. Noch heute sammele ich in einem Stehsammler Berichte über die Imperia und freue mich, wenn ich die Imperia im Fernsehen oder im Internet sehe. Nach 47 Jahren beruflicher Tätigkeit kann ich feststellen: Die Imperia drehen zu lassen war mein schönstes Projekt, trotz Bannschrift der katholischen Kirche. 

Cafébesitzer Michael Breuninger

Während der Aufbauzeit und bis zur Enthüllung wurde unsere Imperia 24 Stunden bewacht, aus Angst vor „Übergriffen“! Peter Lenk wurde in dieser Zeit in unserem Café Marktstätte ab 5.30 Uhr mit Speis und Trank versorgt. Auch sein Hund bekam täglich ein paar Wienerle. Die Freundschaft, die damals entstand, dauert bis heute an.

Ganz liebe Grüße, Michael Breuninger mit Familie

Imperia-Genuss: Springerle-Bäcker Andreas Auer

Imperia-Bücher

Buchtipps zum Imperia-Geburtstag 

Imperia Konstanz

Peter Lenk
IMPERIA KONSTANZ
Eine tolldreiste Geschichte

Hardcover
Format 13 x 20 cm
64 Seiten, zahlreiche Abbildungen
ISBN 978-3-7977-0780-2
18,00 €
EVT 1.3.2023

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Vermarktung von Vergangenheit

Vermarktung von Vergangenheit
Die Konzilsbilderfabrik von Konstanz 
Christoph Luzi 

ISBN 978-3-7995-6850-0 
Jan Thorbecke Verlag, Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG 
erscheint 4/2023

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